Baumhirte

An seinem 50 Geburtstag soll Frodo erstmals von einem Wesen gehört haben, dass in Größe und Statur einer Ulme ähnelte und mit einer gewaltigen Schrittlänge von 3 Klaftern die Gegenden jenseits der Nordmoore durchstreifte.

Ganz offensichtlich hat der kleingewachsene Hauptprotagonist von Tolkiens Roman „Der Herr der Ringe“ bei dieser Gelegenheit erstmals von den sagenhaften Ents erfahren – baumähnlichen Riesen aus alter Zeit, die nicht nur auf den ersten Blick mit Bäumen verwechselt werden können.

J.R.R. Tolkien lies sich bei der Erschaffung der Ents aus altenglischen Texten, dort heißt enta soviel wie Riese und von Dichterfürst Shakespeare Inspirieren, der in seinem Macbeth tatsächlich von einem Wald fantasiert, der gegen eine Festung anrücken könnte.

Was auch immer den britischen Schriftsteller sonst noch zu den Ents bewogen haben mag – einer Sache bin ich mir sicher: Auf seinen ausgedehnten Spaziergängen müssen dem 1973 verstorbenen Autor Fabelbäume wie diese uralte Buchegreisin begegnet sein.

Und ganz ehrlich, wenn ich das Foto dieser lebenden Baumruine betrachte, kann ich mich des Gedankens nicht ganz erwehren, dass das vielleicht nicht einfach ein Baum ist, sondern doch ein baumgleicher Riese aus alter Zeit.

In Tolkiens fantastischer Welt wurden die Ents von der Pflanzengottheit geschaffen, um als Baumhirten die Wälder Mittelerdes zu beschützen.

Wie schön wäre es, wenn heute die Wälder Mitteleuropas und die Wälder der Welt von fast unbesiegbaren Riesen geschützt würden, die mit drei Klafter großen Schritten die Wälder durchstreifen und voll von Liebe für die Bäume sind. Wer weiß, vielleicht wandert die alte Buche bei Kohlberg durch den Wald - dann, wenn keines Menschen Auge sie beobachtet.🌳🌈