
Bewunderter Mordbaum
Heute bewundern und bestaunen wir uralte Blutbuchen wie diese hier mit ihren rund 6 Meter Stammumfang im Laxenburger Schlosspark. Blutbuchen – Mutationen unserer einheimischen Rotbuche, die vor allem im 18. Und 19. Jahrhundert mit Vorliebe gepflanzt wurden. Und obwohl sie heute mit ihren auffälligen, mehr oder weniger dunkelroten Blättern etwas aus der Mode geraten sind, kann ich mir weitläufige, romantische Schlossparks ohne monumentale Blutbuchen kaum vorstellen.
Im Mittelalter war das ganz anders. Niemand sah gerne Blutbuchen und wenn es nicht zu vermeiden war, dann ging man ihnen weiträumig aus dem Weg und bekreuzigte sich. Auf gar keinen Fall wäre irgendjemand auf die Idee gekommen, etwa junge Exemplare dieser Launen der Natur auszugraben, um sie mitzunehmen.
Dort wo eine Blutbuche wächst, sei unschuldiges Blut in einer ungesühnten Tat vergossen worden, so der feste Glaube.
Heute wissen wir, dass eine kleine zufällige Veränderung des Buchenerbmaterials für die bunten Buchen verantwortlich ist. Genauer, dass die pflanzlichen Anthocyanfarbstoffe, die austreibende Buchenknospen rötlich färben und normalerweise mit dem Entfalten der Blätter abgebaut werden, bei den Blutbuchen erhalten bleiben - auch ohne jeden ungeahndeten Mord im Umkreis der Buche.
Kurz kommt mir der Gedanke, dass sich die Mordtaten, auf die eine Blutbuchen hinweisen soll, auf ungesühnten Baumfrevel beziehen könnte. Auf sinnlos gefällte Bäume in Gärten und Wäldern. Nein, das kann auch nicht stimmen - den Gedanken verwerfe ich schnell – es müssten dann ja unsere Buchenwälder rot vor Blutbuchen sein, oder nicht?
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